
Viva Cuba!
„Seid bereit fürs Erschrecken, für Verwirrungen und fürs Erstaunen. Denn Kuba lässt sich mit keinem anderen Land vergleichen: Wirtschaftlich arm, aber reich an Kultur. Offensichtlich heruntergekommen, aber mit prachtvoller Architektur und wunderschöner Natur. Das Land treibt einen zur Verzweiflung und hebt doch eigenartigerweise die Stimmung…“
Bereits die Ankunft im modrigen Flughafen von Havanna verrät, dass Kuba anders ist: Ein kommunistisch zweckmässiges Gebäude; lange Warteschlangen und riesiger Papierkrieg; eine überteuerte Touristenkarte, um dem Staat die dringend nötigen Devisen zu generieren; gleichzeitig bestückt mit modernster westlicher Technik, um den Zollbeamten die Arbeit zu erleichtern (obwohl es damit anscheinend auch nicht viel schneller geht… 🙂 )
Havannas Strassen bezaubern mit unzähligen Oldtimern und wunderschöner, wenn auch zerfallener Architektur – aber macht dies nicht genau den ersehnten Charakter dieser spannenden Stadt aus? Natürlich haben wir es uns auch nicht entgehen lassen und haben uns trotz der Autoabgase die Fahrt in einem alten Cabriolet gegönnt. 🙂 Wir cruisten unter anderem dem berühmten Malecón entlang, einer 8 km verlotterten Uferpromenade, die sich über die gesamte Breite der Stadt erstreckt und unzähligen verliebten Habaneros als Wohnzimmerersatz dient. Tagsüber besuchten wir das historische Zentrum mit seinen vielen Gassen. Dort gab es einiges zu entdecken, wie zum Beispiel die Einheimischenläden und Metzgereien, wo das grösste und oftmals einzige Angebot gähnende Leere zu sein schien. Ja, Havanna hätte niemand erfinden können. Dazu ist es zu gewagt, zu widersprüchlich und einfach viel zu schön – und das, obwohl es 50 Jahre lang vernachlässigt wurde.
Weiter ging es ins Viñales-Tal, wohl dem Herzstück der weltweiten Tabakkultur. Dort befindet sich eine der charakteristischsten Landschaften Kubas: Fruchtbare, rostrote, von Pflügen zerfurchte Felder, die von strohgedeckten Trockenscheunen, den Tabakhäusern, umgeben sind und von Guajiros in Sombreros bewacht werden. Die rauen, aber sanftmütigen Guajiros verkörpern eine Klischeevorstellung über die Menschen dieser Region: Freundliche, erdverbundene Bauern, die fast zu gut für diese Welt sind. Mit ihnen waren wir zu Pferd unterwegs, haben die paradiesische Landschaft genossen, eine Tabakplantage besucht und sogar Zigarren selbst gedreht. 🙂 In einer Tabakfabrik durften wir zuschauen, wie all die weltbekannten Cohibas und Co. hergestellt werden. Trotz seiner seit langem bestehenden Zuwendung zum Tourismus weigert sich das geruhsame, entspannte, wundervoll traditionsverbundene Viñales standhaft, eine touristische Fassade zur Schau zu stellen. Alles, was hier zu sehen ist, ist echt – eine ländliche Kleinstadt, die eher zufällig in einer der schönsten Naturlandschaften Kubas liegt. Echt ist auch Leonel – eine Kultfigur, Tourorganisator, selbsternannter Koch (naja… 🙂 ) und Gastpapi, den wohl ganz Viñales kennt. Mit seiner Frau Amarilis betreibt er ein wunderschönes Casa Particular. Echt ist aber leider auch die Tatsache, dass es sich für die beiden Ex-Lehrer nicht mehr gelohnt hat, ihren alten Beruf auszuüben. Denn das Einkommen mit einer privaten Unterkunft übersteigt bereits nach einem Tag den Monatslohn eines staatlich angestellten Lehrers. So verwundert es auch nicht, dass seit der Liberalisierung im Jahre 2011 die Privatunterkünfte wie Pilze aus dem Boden schiessen.
Mit für kubanische Verhältnisse „Überschallgeschwindigkeit“ (100 km/h im Auto) düsten wir Richtung Schweinebucht. Im Gegensatz zu den Touristen, sind viele Kubaner auf der dreispurigen Autobahn einfach und langsam unterwegs: Zu Fuss, zu Pferd oder Kutsche. So verwundert es auch nicht, wenn man mitten auf der Autobahn anhalten und Früchte oder andere Produkte kaufen kann… 🙂 Angekommen in Playa Larga durften wir uns von den herrlichen Kochkünsten unseres Gastpapis Rigo verwöhnen lassen. Gestärkt gingen wir am nächsten Tag auf Tauchstation und erkundeten die vielfältige Unterwasserwelt dieser geschichtsträchtigen Region. (Dort scheiterte einst der amerikanische Anschlag auf Fidels Regime.) Ostwärts Richtung Cienfuegos wurden wir auf der Strasse von tausenden Krebsen überrascht, welche leider ab und zu unter die Räder gerieten und einen üblen Gestank hinterliessen. 🙂 Während wir in der französisch angehauchten Altstadt von Cienfuegos herumirrten, stiessen wir zufälligerweise auf ein lokales Fussballturnier. Natürlich wollten wir uns dies nicht entgehen lassen und steuerten zur Eintrittskasse. Auf die Frage nach dem Preis, erwiderte der Pförtner: „Dos“ (Zwei). Brav streckten wir ihm die 3 CUC – Note entgegen. Erstaunt blickte er auf die Note und fragte uns verwundert, ob wir es nicht kleiner hätten. Irritiert und ohne Rückgeld (weil er so viel nicht wechseln konnte) betraten wir schliesslich das Stadion. Dort erfuhren wir von Einheimischen, dass der Eintritt nicht 2 CUC (Touristengeld), sondern 2 Peso Nacional (Einheimischengeld) gekostet hätte. Nach dem aktuellen Wechselkurs von 1 CUC = 25 Peso, haben wir somit den Eintritt für 75 Personen bezahlt. 🙂 Nun war uns auch klar, warum er uns so perplex angeschaut hatte und nicht wechseln konnte…
Nach dieser abenteuerlichen Nacht hiess es für uns: Ab nach Trinidad, der kolonialen Schönheit Kubas! Trinidad ist einzigartig, eine nahezu perfekt erhaltene spanische Kolonialsiedlung, in der die Uhren 1850 stehengeblieben sind und – abgesehen von den Touristen – nie wieder zum Laufen gebracht wurden. In diesem hübschen Städtchen hatten wir das Glück, viele Einheimische kennenlernen zu dürfen. Da war beispielsweise der selbsternannte Poet und Geografie – Genie Louis, der für uns persönlich ein Gedicht geschrieben hat und die Schweiz aus Büchern und Erzählungen besser kennt, als vielleicht mancher Schweizer. Oder der Chef eines Einheimischenladens, der uns voller Stolz und Lebensfreude seine wenigen Produkte präsentiert hat.
Auf der letzten Etappe unserer Kuba – Reise ging es weiter über riesige Dämme zu den Cayos del Norte (vorgelagerte Inselchen im Norden), wo die schönsten Strände des Landes zu finden sind. An einem Abschnitt der Insel Cayo Santa Maria gibt es nur hoteleigene Strände, so dass wir keine andere Wahl hatten, als uns in ein 5 – Sterne – Hotel einzuschmuggeln. Als wir dann schon mal drin waren, haben wir uns gefragt: Warum denn nicht auch gleich den Pool und die wohlduftenden, weichen Hotelhandtücher benutzen? Man gönnt sich ja sonst nicht viel… 😉 Nach einem kurzen Zwischenhalt bei Che Guevaras Mausoleum in Santa Clara, ging es direkt weiter ins touristische Varadero. Trotz der Berühmtheit dieses All – Inclusive – Ortes haben uns die Playas del Este, Havannas Hausstrände, besser gefallen. Sie sind ein beliebtes Ziel bei Leuten, die es etwas ursprünglicher schätzen. Im Sommer trifft sich jedenfalls ganz Havanna am Strand, um im weichen, weissen Sand auszuspannen und sich mit allen möglichen Spielen (vorzugsweise Domino) die Zeit zu vertreiben oder im türkisfarbenen Meer vor herrlicher Kulisse zu schwimmen.
Unser Fazit: Dass Kuba überlebt hat, grenzt schon an ein Wunder. Und dass es Reisende immer noch mit seinen Stränden, Buchten und Bergen, mit Rum, Musik und üppig grüner Natur verzaubert, ist beinahe noch erstaunlicher. Der Schlüssel liegt bei den Kubanern selbst: Sie sind Überlebenskünstler, Improvisationstalente, Poeten und Träumer, Zyniker und Weise. Die Menschen haben das Land am Leben gehalten, während die Infrastruktur zerfiel. Sie sorgen dafür, dass Kubas Charakter bleibt. Und trotzdem ist der Wandel, nach dem sich auch viele Einheimische sehnen, fast unumgänglich. Kuba – ein Land, das uns so gut gefallen und gleichzeitig beschäftigt hat, wie kaum ein anderes…


7 Kommentare
Joel the dancemachiine
rauche wie en maaa, hahaha =) vedammt mächtigi fotene und en geile bricht – ich wür di gad im cuba marketing istelle =)
shit de ufem bild 36 isch gad chli en badass…;-)
gnüsseds witerhin
Reco69
Hey Dancemachine 🙂
Merci vill mal! Isch würklich ä mega geils Land! Muesch unbedingt au mal ane!! 🙂
Anne-Katrin
Ihr schreibt so tolle Berichte, man hat gerade das Gefühl selbst dabei zu sein. Wirklich mega toll. Und erst die Bilder…fantastisch. Es freut mich sehr, dass es euch so gut geht. Geniesst weiterhin eure Zeit und passt auf euch auf 😉
Ganz liebe Grüsse
Reco69
🙂 🙂
Merci!!
Josy
…. tolle eindrücke, bilder und geschichten!
wo soll ich anfangen… also dass ihr beiden zigarren raucht und euch ein 5-sterne hotel gönnt, geht ja mal gar nicht… shame on you guys! 🙂
ich finde, obwohl cuba so arm ist, sieht das land trotzdem noch viel hygienischer aus als manch anderes… und die leute glücklicher als manch andere….
die strände… OMG! wie schön, ich hoffe igi und maja sehen diese fotos nicht, sonst sind sie schon bald weg 🙂
reto: dein bizeps macht meinem langsam konkurrenz… hihi
coci: das ist das erste mal, dass ich farbe an deiner haut sehe, welche nicht rot ist – con gratulations 😀
damn wir vermissen euch he… es ist echt komisch ohne euch… als seit ihr schon eine ewigkeit weg… strange!
küssli, passet uf eu uf und gnüsset ecuador!
Raphy
haha Zigarre raucheds wiä die grosse!=)
Reco69
😉